Long time no see -mit #Europawahl2019, #Rezo, #Amthor, #Huawei und Katzen! — Issue #30
Long time no see!
Long time no see!
Freunde der Sonne, da ist mal wieder ein Newsletter von mir. Der Trubel um die EU-Urheberrechtsdebatte hat sich schon lange gelegt, ich bin nach Kasachstan gereist um dort bei der Konrad-Adenauer-Stiftung über das NetzDG und Cybersicherheit mehrfach zu sprechen, beim For..Net-Symposium von Prof. Dirk Heckmann in Passau habe ich über meine Mama und eine notwendige FridaysForFuture-Bewegung für Grund- und Freiheitsrechte gesprochen (Video folgt!) und auf der republica habe ich mit Edmund Stoiber, Eko Fresh und Funda Vanroy Werbung für die Europawahlen gemacht (Highlight dieses anschließende Foto mit Philipp Sälhoff). Nebenbei versuche ich natürlich noch zu arbeiten und Unternehmen und Verbänden politische Kommunikation beizubringen, bzw. ihnen überhaupt erst schmackhaft zu machen. Das alles hielt ganz schön vom Newsletter schreiben ab, aber da nun die Europawahlen vor der Tür stehen, gibt es natürlich einen ganz dringenden Grund Euch wieder zu schreiben. Wer in der Zwischenzeit gerne mehr von mir lesen möchte, folgt mir gerne auf Twitter, Instagram, Facebook oder Linkedin.
Bis dahin schicke ich Euch sonnige Grüße aus der Ferne mit der nachdrücklichen Bitte, am Sonntag wählen zu gehen ❤️🇪🇺#NoNazis sollte dabei selbstverständlich sein 😘
Ann Cathrin
Die Europawahl steht vor der Tür (26. Mai! Sonntag!) und nicht nur weil das Thema Bürgerrechte und Digitalisierung im mittlerweile nicht mehr verfügbaren Wahl-O-Mat gar kein Thema ist, haben wir mit LOAD an 12 Parteien Wahlprüfsteine geschickt. Damit aber nicht genug! Wir haben die Parteien auch zur #EUGIFChallenge herausgefordert und sie gebeten, auf unsere Thesen mit GIFs zu antworten. Wie gut das geklappt hat, könnt Ihr auf unserer Seite sehen. Da sind kreativitätstechnisch wirklich ein paar Schmankerl dabei und natürlich sind auch die Haltungen zu unseren Thesen sehr interessant. Vielleicht hilft es ja noch dem oder der einen oder anderen bei der Wahlentscheidung!
#EUGIFChallenge — Die LOAD-Wahlprüfsteine zur Europawahl 2019 | LOAD — www.load-ev.de
Bleiben wir bei der Europawahl. Ich glaube, bei der Diskussion und den Demonstrationen rund um Artikel 13 ist so manchem (inklusive mir) erstmalig bewusst geworden, wie groß und wie schlagkräftig die deutsche YouTube-Szene ist. Nicht nur durch die EU-Urheberrechtsreform haben so einige junge Menschen ihr politisches Gewissen entdeckt (#FridaysforFuture kommt noch hinzu), sondern sind auch aktiv geworden. Dazu gehören dann auch solche Videos wie “Die Zerstörung der CDU” von Rezo, der zu recht sagt: “Ihr sagt doch immer, dass die jungen Leute mehr Politik machen sollen”. Und nun tun sie es. Auf YouTube, auf Instagram und vermutlich noch auf so manch anderem Kanal. Doch leider bleibt eine Sache gleich: ernst werden sie mit ihrer Meinung nicht genommen. Wohlgemerkt Meinung. Das ist auch das, was Rezo in seinem Video kund tut. Unterlegt mit zahlreichen Belegen — aber immer noch Meinung. Doch statt darauf einzugehen, werden ihm “Fake News” (stop using this word!) und Manipulation vorgeworfen. Doch dabei spiegelt er das Gefühl wider, das zig tausende junge Menschen gegenüber der deutschen Politik haben. Dass er auch für ältere CDU-Wähler spricht, zeigt dieser Thread auf Twitter.
Erreicht Politik und politische Kommunikation überhaupt noch die jungen Menschen? Auch ich habe das Gefühl, das nicht. Abgesehen davon, dass ihre Meinung und Belange nicht ernst genommen werden (von “ihr seid alles Bots”-Artikel 13 bis “lasst das mal die Profis machen”-Klimaschutz ), ist mir bisher auch keine Ansprechende Parteiwerbung oder ein Format für junge Menschen unter gekommen, das nicht irgendwie zum Fremdschämen ist. Froh bin ich deshalb wirklich darüber, dass so einige Influencer (und auch Unternehmen) sich ihrer Reichweite bewusst werden und mindestens zum wählen aufrufen. Dass darunter auch einige ganz explizite Empfehlungen abgeben, unter anderem bestimmte Parteien (abseits der AfD) nicht zu wählen, sollte diese Parteien eigentlich mindestens dazu animieren, sich mit diesen Menschen auseinander zu setzen, anstatt ihre Meinung als “Fake News” und ungerechtfertigt abzutun. Ich bin sehr gespannt, ob wir am 27. Mai sehen können, ob das Internet™ Einfluss auf die Wahlentscheidung von jungen Wähler:innen genommen hat.
Youtuber Rezo stellt Video „Die Zerstörung der CDU“ ins Netz — www.faz.net
Und während ich hier schreibe, kündigt die CDU eine Video-Antwort von Philipp Amthor an… We will see…
Der Handelsstreit zwischen den USA und China eskaliert immer mehr. Google wird nun keine Softwareupdates mehr für Android auf Huawei-Telefonen anbieten — immerhin der drittgrößte Anbieter von Smartphones. Wie es zu dem ganzen Streit gekommen ist, könnt Ihr hier nachlesen und wieso das ganze zu einem Tech-Cold-War mit eisernem Vorhang wird, hier. Ebenso spannend wie wichtig bei dieser Eskalation ist, dass die Bedeutung von Open-Source-Software aufgezeigt wird und wie wichtig es ist, dass weder Staaten noch Unternehmen sich von Konzernen wie Google oder auch Microsoft abhängig machen (looking at you deutsche Verwaltung). Keine Softwareupdates bedeuten dann nämlich Sicherheitslücken oder wie hier im Fall von Huawei auch keine Unterstützung mehr von Apps wie Google Maps oder Gmail. Weil gerade Staaten sich nicht von Konzernen abhängig machen sollten, unterstützen wir mit LOAD übrigens die Initiative “Public Money, Public Code”, die jede:r mit zeichnen kann.
Lehre aus dem Fall Huawei: Die Wiederentdeckung der freien Software — www.faz.net
“Twitter-Nutzer repräsentieren nicht die Öffentlichkeit” und Twitter ist weder alle “soziale Medien” noch das Internet. Erst recht nicht in Deutschland. Der Bericht der Tagesschau zeigt wieder mal eindrücklich, wovon ich schon so lange spreche: Probleme im und mit dem Internet werden erst durch falsche oder verkürzte Berichterstattung zum (großen) Problem. Von “Fake News” (ja die gibt’s, aber das Problem der Desinformation stellt sich größtenteils anders dar) bis “Social Bots” (hat bisher noch niemand einen entdeckt) — Probleme werden hochgeschrieben, ohne, dass man sich umfassend mit der Problematik befasst. Ein Indikator für eine problematische Analyse ist meist — hier, als auch bei der Debatte um Social Bots — dass die Analyse-Unternehmen niemandem, nicht mal Wissenschaftler:innen die Daten zeigen wollen, auf Basis derer ihre Aussagen getroffen wurden (übrigens auch ein Vorwurf, den wir Facebook zu recht machen). Vice — und damit zeigen wieder junge News-Magazine wie Vice und Buzzfeed News, dass deren Journalist:innen Ahnung vom Internet haben — zeigt hier ganz wunderbar, dass die Behauptung, die AfD würde das Internet beherrschen, einer Überprüfung absolut nicht stand hält und es leider eher der AfD hilft, wenn die Tagesschau so etwas in ihren 20 Uhr Nachrichten behauptet.
Seltsamer ‘Tagesschau’-Bericht: Beherrscht die AfD das halbe Internet? — VICE — www.vice.com
Wie mit Desinformationen umgehen? Die Fragen stellen sich gerade wohl alle Regierungen und Gesellschaften weltweit. Finnland hat sich schon 2015 auf den Weg gemacht, seiner Bevölkerung den kritischen Umgang mit Informationen aus dem Internet beizubringen. Nicht nur, wegen der Nähe zu Russland und der dort nicht allzu neuen versuchten Einflussnahme aus dem Kreml. Finnland hat sich dafür Expert:innen aus den USA einfliegen lassen und diverse Akteure ausbilden lassen. Neben der Schulung von Kindern (“The first line of defense is the kindergarten teacher.”) gehört dazu aber auch die hierzulande häufig vergessene Aufklärung von Erwachsenen, die eben nicht mehr in der Schule sind, aber auch dringend Medienkompetenz im digitalen Raum erlangen müssen. Schließlich sind sie es, die hauptsächlich Desinformationen im Netz verbreiten. Die Bevölkerung zu schulen ist aber nicht alles, sagen auch die Finnen. Die Plattformen, auf denen Desinformationen leicht verbreitet werden können und werden, müssen zusätzlich reguliert werden.
Finland is winning the war on fake news. What it’s learned may be crucial to Western democracy — edition.cnn.com
Wie wichtig solch eine Aufklärung ist, zeigt diese Recherche von Karsten Schmehl. Eine abermals unglaub aufwendige und erschreckende Recherche in den digitalen Untiefen. Dass über Messengerdienste wie WhatsApp Desinformationen und Hatespeech verbreitet werden, wissen wir eigentlich. Karsten zeigt uns hier aber konkrete Inhalte aus Deutschland, die vor Nazi-Propaganda, Antisemitismus und Hass auf Minderheiten nur zu strotzen. Auch hier wird kritisches Denken alleine nicht helfen. Auch hier muss gezielte(!) Regulierung und eventuell auch die Verschärfung bzw. Anpassung bestehender Gesetze überlegt werden.
Wie junge Menschen WhatsApp-Gruppen für rechte Propaganda, Judenwitze und Hass auf Minderheiten nutzen — www.buzzfeed.com
Lina Khan macht ziemlich Trouble beim Wettbewerbsrecht. Laut Artikel sei sie nach Margrethe Vestager, der EU-Wettberwerbskommissarin, die Person, die von Konzernen wie Amazon am meisten gefürchtet wird. Mit ihren Ideen unterstützt sie auch die mögliche US-Präsidentschaftskandiatin Elizabeth Warren, die erst Anfang des Jahres mit ihrer Forderung nach einer Zerschlagung von Facebook auf sich aufmerksam machte.
Khan seems just as curious about the opinions of others as she is eager to share her own. In this, she reminds me of the 29-year-old congresswoman Alexandria Ocasio-Cortez, another rising star taking on the powers that be in Washington. Both seem unafraid of rethinking the big stuff — not only the nature of corporate power, but what the role of the state relative to the private sector should be, and how to fairly structure a 21st-century digital economy for the benefit of not just consumers, but citizens.
Lina Khan: ‘This Isn’t Just About Antitrust. It’s About Values’ — medium.com
😿
Was Grumpy Cat the most important figure on the internet ever? No. But her passing is a reminder of a time that already feels like decades ago, even though it’s only been the length of most people’s college education. There was an era when a lethargic cat — or a dance, or Ecce Homo-ing a painting — could be a token of collective happiness for months. Nostalgia can be dangerous, and I know this might make me a curmudgeon, but I believe those days are gone.
Grumpy Cat’s Death Marks the End of the Joyful Internet | WIRED — www.wired.com
BOTTOM OF THE LETTER
Gelesen: Die Daten, die ich rief, von “Twitter-Nutzer repräsentieren nicht die Öffentlichkeit”. Super Einstieg für alle, die sich mit dem Thema Datenschutz und Bürgerrechte beschäftigen wollen. Nicht viel Neues für alle, die schon im Thema sind. Lesen lohnt sich wegen der persönlichen Experimente trotzdem.
Gesehen: Frischer Wind im Kongress auf Netflix. B-E-I-N-D-R-U-C-K-E-N-D.
“Unhaltbar bis irre”, seien Teile des neuen IT-Sicherheitsgesetzes von Horst Seehofer, sagt Saskia Esken ❤️”Er [Seehofer] will nicht die IT sicherer machen, sondern das Internet bis in den letzten Winkel ausleuchten.” Recht hat sie.
Die Gesellschaft für Freiheitsrechte klagt gegen die Fluggastdatenspeicherung 💪🏼🚀 Eventuell verdächtiges Muster bei mir: ich sitze meist auf 17A (ja, Dein Sitzplatz wird gespeichert und ans BKA übermittelt!)
Der Guardian nennt den “Klimawandel” nun nur noch als das was es ist: eine Klimakrise.
Microsoft will mit einem neuen KI-Feature in Word zu einer inklusiveren Sprache beitragen.
Wer schreibt die ganzen Leitartikel in deutschen Zeitungen? Vornehmlich Männer.
Keiner fragt den Mann von Doro Bär, wie er eigentlich Kinder und Karriere unter einen Hut bekommt. Tolles Interview mit der Staatsministerin.
Das Internet nicht den Rechten überlassen. Das ist auch der Grund, warum Ruprecht Polenz nun auch auf Twitter aktiv ist.
Cyberwomen — ein Event für Frauen in der IT-Sicherheit