KI-Regulierung unter einer Präsidentin Kamala Harris – #110
Kamala Harris ist Präsidentschaftskandidatin der US-Demokratin. Was können wir von ihr bei einem der wichtigsten Tech-Themen – KI – erwarten? Das habe ich Dir zusammengetragen und noch eine Bitte
Die Demokraten haben Kamala Harris zu ihrer Präsidentschaftskandidatin gekürt. Um Ihre Positionen beim Thema KI soll es in meinem heutigen Newsletter gehen. Vorher möchte ich Dich aber noch bitten, für mich bei den WIN-Awards abzustimmen. Dort bin ich nämlich in der Kategorie “eGovernment/Leader CxO” nominiert und die Leser:innen dürfen entscheiden, wer gewinnt. Ich würde mich also sehr freuen, wenn Du auf diesen Link klickst, runterscrollst, ein Häkchen bei mir machst und Deine Stimme einreichst ☺️ Lieben Dank
Ann Cathrin
KI-Regulierung unter einer Präsidentin Kamala Harris
„Ich werde dafür sorgen, dass wir die Welt in den Bereichen Weltraum und künstliche Intelligenz in die Zukunft führen, dass Amerika und nicht China den Wettbewerb des 21. Jahrhunderts gewinnt und dass wir unsere globale Führungsrolle stärken und nicht aufgeben”, sagte Kamala Harris vergangene Woche beim Parteitag der Demokraten in Chicago. Was können wir also von einer US-Präsidentin Kamala Harris erwarten?
Bekanntermaßen kommen die wichtigsten KI-Anwendungen und Large-Language-Modelle bisher aus den USA, die auch Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft haben. Außerdem sind die USA einer unserer wichtigsten Partner – wir sollten uns daher dafür interessieren, was dort auf dem Gebiet der Regulierung der wohl wichtigsten Technologie des 21. Jahrhunderts zu erwarten ist. Aber auch die USA haben selber ein Interesse daran mitzusprechen, wenn es um internationale Regulierung von KI geht. Nicht nur, um ihre Unternehmen nicht zu gefährden, sondern auch, um ihre Vormachtstellung zu sichern.
“We can and we must do both”
Harris, die KI-Beauftragte der Biden-Regierung, hat nicht erst in ihrer Zeit als Vizepräsidentin das Thema entdeckt. Bereits in ihren zahlreichen Positionen als Staatsanwältin in ihrem Heimatbundesstaat Kalifornien hat sie sich für eine bessere Tech-Regulierung eingesetzt. Harris machte schon immer klar, dass Innovationsförderung und Sicherheit für sie keine Gegensätze seien, sondern beides gestärkt werden müsse. Sie hat sich daher schon früh für Regulierung eingesetzt und eine Verantwortungsübernahme der entsprechenden Tech-Unternehmen eingefordert.
Zu ihren Themen gehörten bereits zu diesen Zeiten als Staatsanwältin in Kalifornien Maßnahmen gegen Cybermobbing, einen besseren Schutz der Privatsphäre von Kindern, sowie die Verbreitung von Nacktaufnahmen ohne das Einverständnis der abgebildeten Person. Allerdings war sie eher moderat mit ihren Positionen. Während der Vorwahlen 2020, bei denen sie sich als Präsidentschaftskandidatin bewarb, setzte sie beispielsweise “nur” auf stärkere Regulierung von Big Tech-Unternehmen, während ihre Konkurrentin und Parteikollegin Elizabeth Warren für die Zerschlagung dieser Unternehmen eintrat.
Safety, Security und Vertrauen
Kamala Harris’ Position bei der Regulierung von KI lässt sich auf drei Kernthemen herunterbrechen: safety, security und Vertrauen. Diese spiegeln sich auch im KI Executive Order der Biden Regierung, die sie als Beauftragte für das Thema verhandelt hat. Dafür nutzte sie nicht nur ihre Kontakte ins Silicon Valley, sondern sorgte auch dafür, dass die Stimmen von Bürgerrechtler:innen und Verbraucherschützern gehört werden. Es wird ihr nachgesagt, dass sie ein gutes Verständnis für die Problematik von Biases in KI-Anwendungen hat und welche Auswirkungen diese auf marginalisierte Gruppen haben.
Diese Gefahren benannte sie auch konkret bei ihrer Rede beim AI Safety Summit in London 2023. Dort spiegelte sich ihre Erfahrung aus Kalifornien wider, indem sie auf die Gefahren hinwies, die insbesondere Frauen ausgeliefert sind, wenn gewalttätige Partner unerlaubt Nacktfotos bzw. Deep Fakes von diesen Frauen verbreiten. Sie wies darauf hin, dass sowas eine existenzielle Gefahr für Frauen darstelle.
Kamala Harris musste selbst bereits die Erfahrung machen, dass Deep Fakes von ihr verbreitet werden. Erst jüngst hatte Elon Musk auf seiner Plattform X ein manipuliertes Video von ihr höchstpersönlich verbreitet. Obwohl die Verbreitung von Deep Fakes auf seiner Plattform eigentlich verboten ist. Ihre besondere Affinität für die Gefahren von KI, wie Deep Fakes oder eben auch Bias in den Anwendungen dürfte auch daher rühren, dass sie als Frau und insbesondere als Schwarze Frau, ganz anders und viel stärker betroffen ist, als andere.
Was ist von Kamala Harris zu erwarten?
Ihre bisherige Historie und Erfahrung lässt erwarten, dass sie sich auf die frei genannten Themen bei der Regulierung von KI fokussieren wird: safety, security und Vertrauen. Das heißt, es ist zu erwarten, dass sie sich zum einen für eine Regulierung von KI einsetzen wird, die Bias und Missbrauch eindämmen soll. Dazu hat sie bereits Initiativen gestartet, die internationale Standards für die Authentizität bzw. Identifikation von KI generierten Bildern fördern soll, wie zum Beispiel Wasserzeichen oder Labels. Zum anderen hat sich die Biden-Regierung mit ihr als KI-Beauftragte bereits in der eigenen Bundesverwaltung beschäftigt. So wurden interne Vorgaben zum Einsatz von KI eingeführt, die die Governance verbessern soll, Innovation fördern und ein Risk Management vorschreibt.
Außerdem können wir erwarten, dass sich eine Harris-Administration auch international stark beim Thema KI einbringen wird. Auch, wegen der geopolitischen Spannungen bzw. der Rivalität mit China. Das Thema KI ist auch relevant für die nationalen Sicherheitsinteressen der USA. Nicht nur daher hat die aktuelle Regierung bereits umfangreiche Chip-Sanktionen gegen China verabschiedet, die auch noch verschärft wurden.
Und Trump?
Trotz ihrer Regulierungsabsichten von Tech-Unternehmen hat Kamala Harris weiterhin ein gutes Verhältnis zum Silicon Valley; bekommt auch Millionenspenden von dort. Doch auch Trump wird von einigen unterstützt – allen voran Elon Musk. Trumps Running Mate J.D. Vance hat ebenfalls gute Kontakte in die Bay Area und wird, wie Trump, von dem Investor Marc Andreessen unterstützt, der bereits jetzt schon die Sorge äußerte, dass die Biden-Administration KI überregulierte. Trump selber äußert sich kaum zum Thema KI. Die Republikaner halten allerdings wenig von Biden Executive Order und sind der Meinung, er würde die freie Rede einschränken und radikale linke Ideen in die Technologie einpflanzen. Allerdings hat Trump auch in den letzten Wochen seiner Präsidentschaft einen Executive Order unterschrieben, der die Förderung des Einsatzes von “Trustworthy AI” in der Bundesregierung vorgibt. Trump wird also – nicht überraschend – von der libertären Avantgarde des Silicon Valleys unterstützt, die nicht viel mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit am Hut haben.
More to come
Kamala Harris war bisher nicht die lauteste, wenn es um KI-Regulierung geht, aber sie hat das Thema auf dem Schirm, weiß über die Bedeutung für die USA auf der internationalen Bühne und für die amerikanische Gesellschaft. Nicht nur bezüglich der oben beschrieben Gefahren, sondern auch bezüglich der drohenden größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich, die durch den stärkeren Einsatz von KI und damit eventuellen Wegfall von einzelnen Jobs eintreten könnte. Dass noch mehr kommt, hat sie auch selbst angekündigt, indem sie sagte: „Ich möchte klarstellen, dass diese freiwilligen Verpflichtungen ein erster Schritt in Richtung einer sichereren KI-Zukunft sind und weitere folgen werden, denn wie die Geschichte gezeigt hat, stellen einige Technologieunternehmen bei fehlender Regulierung und strenger staatlicher Aufsicht den Profit über das Wohlergehen ihrer Kunden, die Sicherheit unserer Gemeinschaften und die Stabilität unserer Demokratien.”